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Jürgen Albrcht
Das Grundmuster der globalen Konflikte

Eine These:
Die folgenden Widersprüche
sind für die Labilität der gegenwärtigen technischen Zivilisation
und ihre globalen Konflikte verantwortlich.

Mit ihnen lässt sich auch die Historie der Menschheit verstehen.
Prognosen über die Zukunft unserer Zivilisation werden von diesen Widersprüche geprägt.

W1. Steinzeitliches Verhalten: Menschen von heute sind steinzeitliche Jäger und Sammler, die in einer technischen Massengesellschaft leben. Das gleiche animalische Verhalten: Gewaltbereitschaft, Revierverhalten, Eigennutz, Selbstüberschätzung. Keine bewusste Sinngebung, kein Weitblick, beherrscht durch Emotionen, kaum Vernunft. Völlig ausgelastet mit der Produktion, Verteilung und Verteidigung von individuellem Wohlstand. Menschen mit solchem Verhalten sind unfähig, deutlich sichtbare, globale Zukunftsfragen (und die hier beschriebenen Widersprüche) zu lösen (Rio, Kyoto, Johannesburg). Deshalb entwickeln sich menschliche Gesellschaften zwangsläufig immer wieder zu Kaiserreichen, Diktaturen und Oligarchien.

W2. Gewalt statt Vernunft: Gewaltanwendung, Lüge und Täuschung sind die bevorzugten Verfahren für die Erringung und Verteidigung von Besitz und Macht. Je grösser ein Konflikt, umso wahrscheinlicher wird er mit Gewalt 'gelöst'. Vernunft und Bildung haben gegenüber Gewalt und Militär praktisch keinen Stellenwert. Die Gesellschaft funktioniert ohne Vernunft, ohne Bildung und ohne Kenntnis der Naturwissenschaften. Denken und spezialisierte Bildung sind nur bei 'Technikern' zwingend erforderlich. Unsere Zivilisation: Eine animalische Gesellschaft, gewaltbereit, emotional gesteuert und ausgestattet mit einem nie dagewesenen Waffenarsenal.

W3. Permanentes Wachstum: Endliche Recourcen und unendliches Wachstum schließen sich aus. Deswegen ist Wachstum ein unvernünftiges Ziel einer Gesellschaft. Ständig wachsender Wohlstand und steigender Mehrwert ist mit offenen Kreisläufen, extensiver Ausbeutung der Natur und auf Kosten anderer Menschen (und Staaten) auf Zeit erreichbar. Die Folge aber ist die globale Zerstörung der eigenen Lebensgrundlagen: Verbrauch natürlicher Recourcen oder ihre Umwandlung in Müll; Verschmutzung von Landschaft, Wasser und Klima; irreparable Eingriffe in den natürlichen Genpool.

W4. Akkumulation von Geld und Besitz: Die Zinswirtschaft war und ist die finanzielle Grundlage aller bisherigen Zivilisationen. Hightech und Globalisierung mit dem in der Steinzeit erfundenen, inflationären Finanzsystem. Die Zinswirtschaft wurde optimiert durch das Eigentumsrecht, die Einführung des privaten Grundbesitzes und die Privatisierung der Bodenschätze. Das Erbrecht sichert den Besitz über den Tod hinaus. Dieses System sorgt für die zwangsläufige Akkumulation von Besitz (und Macht) in den Händen einer kleinen Gruppe von Menschen. Daran ändert auch die Demokratie nichts, im Gegenteil, sie begünstigt die Wohlhabenden. Die Zinswirtschaft hat entscheidenden Anteil am gesellschaftlichen Ziel des permanenten Wachstums. Wachstum nährt die Illusion, der Inflation zu entkommen.

W5. Kein Ausgleich zwischen Arm und Reich: Die Reichen (Staaten) wurden und werden reich auf Kosten der Armen (Staaten). Kapital und Macht sind identisch, deshalb teilen die Reichen ihr Kapital mit den Armen nicht. Sie haben auch kein Interesse daran, dass die Armen aus eigener Kraft reich werden, denn das läuft letztendlich auch auf Teilen hinaus. Das Gefälle von Besitz, Wohlstand und Bildung läuft in Form eines Naturgesetzes auf die Reichen und die reichen Staaten zu. Trotzdem versucht die Erste Welt, den Ausgleich mit Gewalt aufzuhalten. Auch wenn längst bewiesen ist, dass Armut und Fanatismus mit Gewalt nicht zu beseitigen sind, wird genau das mit immer effektiveren Waffen ständig neu versucht (ABC-Waffen, Weltraumrüstung, Präventivkrieg, Nation-Building).

W6. Energieabhängige Technik: Die gegenwärtige Zivilisation basiert entscheidend auf Technik, die ohne Energie nicht funktioniert. Die Abhängigkeit der Gesellschaft von Technik und Energie ist umfassend. Durch digitale Informationstechnologien wurde sie total. Ein globaler, 14-tägiger Stromausfall wirft die hochtechnisierte Zivilisation schlagartig um 20.000 Jahre zurück. Es funktioniert nur noch die Natur, mit der 'zivilisierte' Menschen nicht mehr umgehen können. Im Jahr 2004 ist die westliche Welt davon abhängig, dass täglich 80 Millionen Barrel Rohöl gefördert werden. Weltweit werden 90 Prozent der Energie aus fossilen Energieträgern erzeugt. Der Energiebedarf steigt, die Deckung des Bedarfs wird teurer, die Recourcen sind endlich. Energiekrisen sind absehbar oder bereits akut. Kriege um Öl finden statt und werden zunehmen.

W7. Labile Technik: Technik ist prinzipiell labil, weil Naturgesetze und Technik eine Komplexität besitzen, die der Mensch weder ahnt noch beherrscht. Die Technik ist grundsätzlich störanfällig, wartungs- und energieabhängig. Technische Konzepte sind kurzsichtig, Folgeabschätzungen unterbleiben, oder sind unmöglich. Niemand steuert oder kontrolliert die technische Entwicklung. Sie wird durch Geschäft und durch brennende Neugier angetrieben, aber nicht durch Moral begrenzt. Daraus erwachsen völlig unkalkulierbare Risiken.

W8. Religiöse Weltbilder: Die gesamte Technik der Gesellschaft basiert auf Naturwissenschaften. Die technisierten Menschen aber leben mit Jahrtausende alten, religiösen Weltbildern. Ideologien sind nicht besser als Religionen, weil auch sie auf fiktiven 'Glaubenssätzen' beruhen. Es existiert kein wissenschaftlich fundiertes Weltbild, das mit Religionen oder Ideologien konkurrieren könnte. Der menschliche Geist ist nicht annähernd adäquat mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Möglichkeiten gewachsen. Sinngebung, vernünftiges Handeln, Denken und Moral sind auf dem Niveau mystischer oder utopischer Fiktionen stehen geblieben. Ein konfliktträchtiger Anachronismus.

W9. Verschärfung der Widersprüche: In dieser Gesellschaft existieren tausende von Widersprüchen. Für die meisten gilt: Sie sind systemimmanent und prinzipiell nicht auszugleichen. Sie wirken global und sie besitzen die Tendenz, sich (auch exponentiell) zu verschärfen.

Aktualisiert: Tawala, Panglao Island, 04.02.03, 07.02.03, 13.02.03, 21.03.03
Berlin, 26.07.03, 24.10.03, 01.06.04
Puerto Galera, 18.02.2005

Jürgen Albrecht, 22. Januar 2003
Weiteres von Jürgen Albrcht
http://www.storyal.de

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